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Atem, Geist Wille

Auszüge aus der Vortragsserie 'Meditation: Weg zum Höchsten Bewusstsein'
von Swami Veda Bharati
Teil 2

Deine Atmung ist der Druckmesser deiner emotionalen Zustände. Der Atem ist das Bindeglied zwischen Geist und Körper, und die Zustände deines Geistes widerspiegeln sich stets auch in deiner Atemweise. Beruhigst du deinen Atem, können sich auch dein Geist und deine Emotionen beruhigen. Die ideale Atemweise ist eine langsame, sanfte und ruhige Atmung.

Meditation wird für Anfänger als das ununterbrochene Fließen eines einzigen Gedankens definiert. Am Beginn der Praxis steht das Atemgewahrsein. Doch unser Geist ist mit Gefühlen und Gedanken beschäftigt. Beide scheinen einfach aus dem Nichts aufzutauchen. Ein Gedanke taucht auf, entwickelt sich in irgendeine Richtung - und wir haben darauf keinen Einfluss und finden keine Ruhe.

Atemgewahrsein und Mantra

Das Atemgewahrsein ist dazu da, sich um deine Gefühle und Emotionen zu kümmern, und die Ausrichtung auf ein einzelnes Wort kümmert sich um deine Gedanken. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf das ruhige Fließen des Atems richten, finden alle Gefühlskräfte in einen Zustand sanften Fließens. Und durch das Aufrechterhalten des einen Gedankens im Geist, des Mantras, verbunden mit dem Atem, üben wir unser Denken darin, gleichmäßig und sanft zu fließen.

Der Zustand wirklicher Meditation wird in den alten Sanskrit-Texten beschrieben als ein Strahl Öl, der gleichmäßig ausgegossen wird. Beobachte also diesen feinen Strom, spür seine gleichmäßige Sanftheit. So sollte dein Atem und so sollte dein Geist in der Meditation fließen.

Zusätzlich wird empfohlen, zwischen Ausatmung und Einatmung keine Unterbrechungen entstehen zu lassen - atme also regelmäßig ein und aus, ohne Pause. Denn Atem und Geist sind miteinander sehr eng verbunden.

Disziplin?

Viele meinen, 'Das ist ja alles sehr schön. Ich genieße die Entspannung, ich genieße die Meditation. Doch ich glaube nicht, dass für mich jetzt der richtige Zeitpunkt ist, mich damit zu befassen. Jeden Tag meditieren, jeden Tag zur selben Zeit, das ist mir einfach zu viel. Das ist zu viel Disziplin für mich.'

In Ordnung. Doch was ist überhaupt Disziplin?

Gestalte deine Meditation nicht zu einer Disziplin. Warum solltest du unter etwas leiden, wenn du etwas Angenehmes genießen kannst? Wäre Essen eine Art von Disziplin, würde niemand je essen. Wäre Sex eine Art von Disziplin, hätte niemand mehr Sex.

Lerne den Augenblick zu genießen - wo auch immer du bist. Unsere Gesellschaft ist sehr zielorientiert - ständig gibt es irgendetwas zu erreichen. Meditation ist nicht zielorientiert. Es geht einfach nur darum, hier zu sein und in seiner Mitte zu ruhen. Es gibt nichts zu erreichen - komm einfach zurück zu dir selbst. Nachdem du in der Welt herumgejagt bist, komm zurück zum Ruheort deines Bewusstseins, zu deinem Ort der Ruhe - verweile dort und komm zur Ruhe.

Wille

Wille sollte nicht mit egoistischer Willenskraft verwechselt werden. Letztere hat etwas Kämpferisches.

Ernsthaft Meditierende kennen keinen Druck oder Zwang in ihrer Praxis. Doch 'Wollen' ist etwas völlig anderes. Jetzt gerade sitzt du hier. Es ist dein Wollen, das dich hier sitzen lässt. Das ist etwas anderes als die egobezogene Willenskraft. Etwas bewusst zu wollen, ist eine sehr leise, sanfte, dem Bewusstsein innewohnende natürliche Qualität. Wenn du deine Hand hebst, verwendest du deinen Willen dazu. Lässt du sie wieder sinken, benutzt du wieder deinen Willen. Ganz ähnlich ist es, wenn du dich entspannen willst. Sagst du zu dir selbst, 'Ich-will-jetzt-entspannen', wird es dir nicht möglich sein zu entspannen. Denn es geht um ein ganz sanftes, leises Wollen; es ist eine Qualität, die deinem Bewusstsein innewohnt.

Meditation ist weder ziel- noch wettbewerbsorientiert. Es ist ein stilles inneres Zentrieren.

Genießen lernen

Es geht darum, den Moment genießen zu lernen. Wo auch immer du dich befindest, sei einfach präsent und verweile im gegenwärtigen Moment. Wenn du also deine Meditation praktizierst, sei gegenwärtig - in jedem Moment - im Jetzt.

Menschen haben viele Probleme. Beim Meditieren entstehen Ablenkungen, weil der Geist zu all diesen Problemen und Schwierigkeiten wandert.

Doch in jedem deiner Probleme sind tatsächlich nur 20% das eigentliche Problem. 80% dieses Problems hast du in deinem Geist selbst erzeugt. Und dein ständiges Nachdenken über das Problem verwirrt dich so, dass du für die Lösung des Problems blind bist. Durch Meditation kannst du lernen, dieses hinderliche Denken zu beenden. Das Problem wird zwar weiterhin da sein, doch die selbsterzeugten 80% brauchst du nicht mehr mit dir herumzutragen.

Wenn du dich zum Meditieren hinsetzt, mach dir selbst immer wieder bewusst: die meisten deiner Probleme und deiner störenden und ablenkenden Gedanken sind entweder Phantome aus der Vergangenheit oder Phantasien über die Zukunft. Entweder sind die Dinge bereits geschehen und somit jetzt nicht mehr da - oder sie sind noch nicht geschehen und somit jetzt noch nicht da. Doch wir sitzen da und sind besorgt, verwirrt und beunruhigt.

Meditation soll uns helfen, diesen einen Moment auf der Basis des gegenwärtigen Moments einzuschätzen.

bindu 200

bindu yoga · meditation

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