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Allmählicher Aufstieg

Auszüge aus der Vortragsserie 'Anwendung und Bedeutung von Mantras'
von Swami Veda Bharati
Teil 6

Das Mantra wird zum Instrument, durch das man das Zentrum des Geistes entdeckt. Findet man in dieses Zentrum, wird der Geist etwas mehr konzentriert. Konfuses Denken und emotionale Erregung, die sonst im Geist vorherrschen, entstehen nicht mehr im gleichen Ausmaß. Jemand hat es so ausgedrückt: die Tiefpunkte sind nicht mehr so tief, die Höhepunkte nicht mehr so hoch. Es stellt sich eine gewisse emotionale Gelassenheit ein.

Aus der inneren Kraft leben

Man findet in seinem Geist zu einem Punkt, in dem man mit einer kosmischen Energiequelle verbunden ist, aus der man Energie zu schöpfen beginnt. Dann werden die Worte, die man spricht, ruhiger sein - und zugleich größere Kraft besitzen. Die eigenen Handlungen führen müheloser zu gewünschten Resultaten. Der Aufwand wird geringer, man hat größeren Erfolg.

Doch all dies lässt man sich allmählich entwickeln, man beobachtet es, integriert es, bezieht sich hin und wieder darauf. Man praktiziert seine Meditation zu festgelegten Zeiten, reguliert sein Leben und geht behutsam auf seinem Weg vorwärts. Dadurch vertieft sich die innere Reinigung.

Wirkliche Meditation

Das Mantra wird allmählich zu einer Art Kristallperle - ein kleiner, leuchtender Fokus im Geist, das den Geist zunehmend reinigt. Der Geist wird ruhiger.

Wenn man gegenwärtig fähig ist, die Meditation für eine halbe Minute ohne Unterbrechungen aufrechtzuerhalten, wird es durch die Praxis im Lauf der Zeit möglich, diesen Zustand für zwei Minuten beizubehalten. Zwei Minuten Meditation ohne Unterbrechung ist bereits eine große Errungenschaft.

Das Mantra wird zu einem inneren Instrument, auf das man sich immer wieder ausrichten kann. In unserer Tradition wird es als bedeutsamer Erfolg betrachtet, wenn in der Meditation für zwölf aufeinanderfolgende Atemzüge keine anderen Gedanken auftauchen, man findet tiefen Frieden. Zwölf Atemzüge ohne Unterbrechung - hier beginnt wahre Meditation.

Entscheidungskraft

Wenn das emotionale Durcheinander, die Phantome der Vergangenheit und die Phantasien über die Zukunft, allmählich schwinden, wird man feststellen, dass man zu klareren Entscheidungen fähig ist. Die Ursache dafür, dass viele Menschen Probleme damit haben, wirklich klare Entscheidungen zu treffen, liegt in dieser geistigen Vernebelung durch ihre Emotionen. Sie verhindern die klare Sicht auf das eigene Leben, auf seine Aufgaben, Bestrebungen und Vorhaben, auf das, was man will und was man nicht will.

Reinigt man den Geist von Negativität und von diesen Spinnweben, kann man fortlaufend wichtige Entscheidungen treffen, ohne dass es belastend wird. Man macht weniger Fehler, denn die Fähigkeit, die wir als Buddhi bezeichnen, die Fähigkeit klarer Sicht und Erkenntnis, wird fokussiert. Doch das entsteht nicht über Nacht.

Gradueller Aufstieg

All diese Dinge entwickeln sich allmählich. Gewöhnlich ist es so, dass man ein Stück aufsteigt und wieder zurückfällt. Einige Tage hat man eine sehr tiefe Meditation, einige Tage hat man keine so tiefe Meditation. Das hängt von vielen Faktoren ab - vom Schlaf der letzten Nacht, der Art von Erfahrungen tagsüber, dem was heute noch vor einem liegt, wie stark man durch andere emotional beeinträchtigt ist, was im eigenen Unterbewussten gerade aktiv ist usw.

Man erfährt immer wieder kleine Erfolge - gefolgt von Rückfällen.

Doch irgendwann erreicht man eine höhere Ebene, von der man nicht wieder zurückfällt. So wie man noch Monate zuvor die damaligen Bedingungen seines Geistes als gegeben angesehen hat und sich derartige Erfahrungen und Fortschritte in der Meditation nicht vorstellen konnte, so nimmt man das jetzt auf dieser höheren Ebene wieder an, man sieht nicht die noch höhere Ebene, die noch vor einem liegt.

Erreicht man eine neue Ebene der Meditation, ein neues Plateau, schaut man nicht zurück. Man schaut auch nicht nach vorne, sondern man bleibt und erfährt diese neue Ebene. Nach einiger Zeit beginnt man wieder ein Stück weiter aufzusteigen und dann wieder zurückzufallen, doch man fällt nicht mehr unter die erreichte Ebene zurück. Diese neue Ebene ist jetzt der natürliche Zustand. Und man steigt immer wieder ein Stück auf und fällt wieder zurück. Abhängig von der Intensität der Praxis, der inneren Widmung an diesen Weg, der eigenen Disziplin, von der Art der Lebensgestaltung usw., erreicht man dann eine noch höhere Ebene.

Auf diese Weise bewegt man sich von einer Erleuchtung zu einer weiteren und noch einer weiteren Erleuchtung. Die Persönlichkeit wird schrittweise gereinigt. Man allmählich zu verstehen, worüber all die Mystiker und Weisen ständig reden.

bindu 200

bindu yoga · meditation

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