Das eigentliche Kriterium für die Wirksamkeit unserer Yogapraxis ist unser Alltagsleben - es ist gewissermaßen unser Testfeld. Die Qualitäten und Eigenschaften, wie mehr Ruhe, Entspanntheit und Gelassenheit, die wir im Üben entdecken und entwickeln, die inneren Veränderungen, die wir erfahren, sollten sich früher oder später auch in einem veränderten Umgang mit den Herausforderungen und Bedingungen unseres Lebens zeigen können.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich im Alltagsleben aus seinem eingespielten Trott und aus gewohnten Abläufen heraus zu bewegen und mit seinen täglichen Anforderungen aufmerksamer und mit einer konstruktiven Grundeinstellung umzugehen. Denn letztlich geht es im Yoga um nichts weniger als zu lernen, sein Leben zunehmend bewusst und selbstverantwortlich zu gestalten.
Yoga lässt sich auch ganz spielerisch in den Alltag einbinden. Kleine Unterbrechungen in seinen Alltag zu bringen, lässt die Yogapraxis sehr viel effektiver werden und verhilft zu einer entspannteren Grundeinstellung in den Herausforderungen und Belastungen des täglichen Lebens.
Neben deiner morgendlichen oder abendlichen Yogapraxis kannst du durch Dehnen und Strecken zwischendurch, zuhause oder im Büro, einseitige Belastungen deiner Muskulatur ausgleichen und den ganzen Organismus vitalisieren. Du kannst auf deinem Bürostuhl (oder auch auf dem WC!) einfache Drehübungen oder Vorbeugen durchführen. Probiere es aus, du wirst viele Möglichkeiten entdecken, deine vitalen Energien wieder in Fluss zu bringen!
Gib deinem Atem immer wieder mal Freiraum, achte auf eine freie Zwerchfellatmung, lass dir Zeit für ein paar ruhige, tiefe Atemzüge, spür das ruhige Fließen deines Atems - was immer momentan am besten wirksam ist, um wieder mehr zu sich selbst zurück zu finden und loszulassen. Dieses Erleben des Fließens des Atems löst in uns den Entspannungsreflex aus und lässt mehr Ruhe und Klarheit entstehen.
Oder leg eine oder beide Hände auf den Bereich knapp unterhalb des Nabels und spüre hier die Atembewegung. Lass dich auf die Empfindung der Bewegung und des Fließens des Atems in diesem Raum ein. Das Geheimnis lautet 'spüren'.
Wenn du unter Druck stehst, sich Stressbelastungen aufbauen, ist bewusstes Atmen immer ein guter Tip!
Was dominiert mein Gefühlsleben und mein Denken? Welche Qualität ist vorherrschend?
Wenn du dich belastet oder überfordert fühlst, versuch durch losgelöstes Beobachten zu ergründen, woher dieser Zustand wirklich entsteht. Oft liegt die Ursache in eigenen Widerständen oder aversiven Einstellungen, weniger in der äußeren Situation.
Durch gelöstes, forschendes Beobachten der eigenen psychischen Befindlichkeit findet man ein wenig inneren Abstand zu den momentanen Zuständen. Im Lauf der Zeit lernt man allmählich aus emotionalen und mentalen Belastungsmustern auszusteigen und zu entscheiden, wie man in veränderter Weise mit den Herausforderungen des Alltags umgehen möchte.
Schenke dir selbst ein Lächeln!
Kultiviere eine freundschaftliche Beziehung zu dir selbst. Beruf oder Familie können sehr fordernd sein. Wenn du mit dir selbst in harmonischer Beziehung stehst, wird auch dein Umfeld davon profitieren.
Untertags gibt es viele kleine Lücken, die du für kurze Meditationen nutzen kannst - beim Warten an der Ampel, beim Warten auf den Bus, beim Anstehen an der Kasse ...
Sei erfinderisch!
Oder du kannst an allen Wendepunkten im Tagesverlauf, z.B. beim Wechsel von einer Tätigkeit zur nächsten, kleine meditative Unterbrechungen einbauen:
kurz entspannen, sich nach innen ausrichten, zu seinem Atem finden und ruhig, tief atmen - oder sich auf sein mantra einstimmen.
Solche kleinen Unterbrechungen, mehrfach am Tag wiederholt, können größeren Nutzen entfalten, als lange Meditationen, bei denen man sich mit Ablenkungen herumschlägt.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich aus dem grauen Alltagstrott heraus zu bewegen und mehr Achtsamkeit, Freude, Schönheit und Klarheit in sein Leben zu bringen. Experimentiere mit allem was du aus dem Yoga kennst.