Spirituelles Selbst und das System der drei Körper
Auszüge aus der Vortragsserie 'Systeme der Persönlichkeit'
von Swami Veda Bharati
Teil 3
Das spirituelle Selbst
Um den Begriff 'Selbst' zu klären, werde ich manchmal darauf hinweisen, was es nicht ist, um Unklarheiten zu beseitigen.
Das Selbst ist nicht deine Persönlichkeit. Das Selbst ist immer rein, immer weise, immer frei. Es ist eine lebendige Energie, bezeichnet als Lebenskraft oder Bewusstseinsenergie. Es ist nicht identisch mit dem Körper, sondern es ist das, was den Körper lebendig und bewusst sein lässt.
Das individuelle Selbst wird bezeichnet als Jiva. Es hat zwei wesentliche Qualitäten oder Eigenschaften: Sat, Existenz - und Cit, Bewusstsein.
Begreift man das Selbst als eine Welle des großen Selbst, kann dieses individuelle Selbst auch als Atman erkannt werden. Es ist Jiva, wenn es einen Körper belebt und mit Bewusstsein erfüllt. Für sich ist es Atman, das reine Selbst. Eben dieses Atman, wenn es als transzendent gesehen wird - als jenseits des Körpers, des Universums, jenseits von allem Raum, aller Zeit und Verursachung - vor dem Entstehen und nach der Auflösung. Als das, worin alle Seelen, alle Atome und alle Universen wie Wellen in einem gewaltigen Ozean des Seins erscheinen, aus dem sie entstehen, woraus sie erhalten werden und worin sie sich auflösen. Dieses machtvolle Sein, das unendlich und unmessbar (unermesslich) ist, wird als Brahman bezeichnet.
Atman und Brahman sind eines, so wie die Welle im Ozean eins ist mit dem Ozean.
Brahman ist nicht 'eins', denn eins ist eine Zahl, und das göttliche Sein kann nicht beziffert werden. Brahman ist unendlich - unendlich ist das, worin keine Zahlen existieren einschließlich der 'Eins'. Das ist das Selbst.
Das höchste Ziel im Yoga ist Selbst-Verwirklichung bzw. Brahman-Verwirklichung. Beide Begriffe werden benutzt. Wenn letztlich das Selbst sich als das Alles erkennt, ohne Unterscheidung von Raum, Zeit oder Verursachung, als das unendliche Transzendente, dann bezeichnen wir es als Brahman-Verwirklichung. In dieser Verwirklichung gibt es keine kleinen Wellen, gibt es keine Dualität. Manchmal wird Brahman übersetzt als 'Gott'. So wie hier definiert, wäre es die yogische Definition von Gott.
Brahman ist nicht 'eins', denn eins ist eine Zahl, und das göttliche Sein kann nicht beziffert werden. Brahman ist unendlich - unendlich ist das, worin keine Zahlen existieren einschließlich der 'Eins'. Das ist das Selbst.
Systeme innerhalb der Persönlichkeit
Das Selbst ist in uns wie von einer Hülle oder einer Anzahl von Hüllen ummantelt. Diese verschiedenen Hüllen zusammengenommen werden als menschliche Persönlichkeit bezeichnet.
Diese Persönlichkeit beinhaltet viele unterscheidbare Systeme. So wie der physische Körper viele Systeme beinhaltet, die sein Funktionieren ermöglichen: das endokrine System, Verdauungssystem, Atmungssystem, Nervensystem etc. Doch dieses physische System ist nur ein kleiner Teil der menschlichen Persönlichkeit.
Wenn wir im Yoga uns auf die Persönlichkeit beziehen, meinen wir etwas, das sich praktisch zwischen dem physischen Körper und dem reinen Selbst befindet.
Wir gehen jetzt kurz durch diese Systeme der Persönlichkeit.
Das System der drei Körper
Das erste System ist das System der drei Körper (sharira):
- der dichte, physische Körper
- der subtile Körper
- der kausale Körper.
Der dichte, physische Körper ist das, was wir gewöhnlich als uns selbst erleben. Das, was groß oder klein, dick oder dünn ist, gesund oder krank - das, was im Außen agiert.
Der subtile Körper weist nicht dieselben Konfigurationen wie der physische Körper auf. Doch er durchdringt den gesamten physischen Körper. Er hat 17 hauptsächliche Komponenten:
- die subtilen Essenzen oder Kräfte der fünf aktiven Sinne
- die subtilen Essenzen oder Kräfte der fünf kognitiven Sinne
- die subtilen Essenzen oder Kräfte der fünf Elemente (tanmatras)
- Geist (Denkvermögen - manas)
- Intelligenz (buddhi).
In manchen Systemen werden die fünf Fähigkeiten der aktiven Sinne weggelassen, dafür werden die fünf Pranas einbezogen. Also entweder die fünf Handlungsfähigkeiten - oder die fünf Pranas.
Die subtilen Essenzen der fünf Elemente stehen in Bezug zu den Essenzen der fünf kognitiven Sinne:
- das taktile Prinzip steht in Bezug zum Luftelement
- das Geschmacksprinzip steht in Bezug zum Wasserelement
- das Geruchsprinzip steht in Bezug zum Erdelement
- das Seh-, Licht- oder Formprinzip steht in Bezug zum Feuerelement
- das Klangprinzip steht in Bezug zum Raumelement.
Die korrekte Abfolge der fünf groben Elemente des physischen Körpers ist:
Erde - Wasser - Feuer - Luft - Raum. Es sind die fünf physischen Zustände der Materie, fest - flüssig - feurig - gasförmig - und Vakuum.
Das sind die siebzehn Elemente des subtilen Körpers (dazu später mehr).
Der kausale Körper ist jener Teil der Persönlichkeit, der mit der kosmischen Intelligenz verbunden ist. Er setzt sich aus nichtmodifizierter (unveränderter) Materie zusammen. Der kausale Körper ist ein sehr schwierig zu begreifendes Thema. Wir lassen das für jetzt weg.
Diese drei Körper sind eines der Systeme der Persönlichkeit.