Karma - kurzgefasst
Die Karma-Lehren sind ein sehr weites Studienfeld. Hier ein erster Überblick über einige der Grundlagen.
Karma (Sanskrit): Handlung, Tätigkeit, Aktivität
Manche meinen, unser Schicksal passiert uns, als wären äußere Kräfte oder Umstände dafür verantwortlich, dass uns bestimmte Dinge zustoßen. Im Verständnis der Yogapsychologie sind wir jedoch für unser Schicksal allein selbst zuständig.
Karma - eine Zusammenfassung in 8 Punkten
1)
Jede Art ichbezogener Aktivität ist ein karmisches Handeln: jede physische Aktion - alle gesprochenen Worte - jeder emotionale Impuls und Gedanke.
2)
Jedes ichbezogene Handeln hinterlässt im Geistfeld Eindrücke (samskaras). Sie beinhalten das spezifische emotionale Momentum jeder Handlung. Dieses emotionale Momentum motiviert wiederum zu spezifischen, d.h. gleichartigen Handlungen. Sobald wir auf Basis dieser Antriebe handeln, erzeugen sie ähnliche Eindrücke, die erneut zu gleichartigen Handlungen anregen.
Häufig genug wiederholte Eindrücke bilden sich zu Tendenzen aus (Gewohnheiten). Sie treiben uns an, immer wieder auf dieselbe Weise zu agieren.
'Derartige Zyklen, wenn in Bewegung gesetzt, sind nicht leicht zu durchbrechen'. (Vyasa)
3)
Jedes Handeln setzt Energie in Bewegung und erzeugt damit Wirkungen. Man trägt immer Verantwortung für die Auswirkungen seines Handelns. Agiert man selbstbezogen, ist man an die entstehenden Konsequenzen gebunden.
4)
Derart karmische Handlungen bilden Ansammlungen im unbewussten Geistfeld (karmashaya). Die Gesamtheit karmischer Eindrücke formt unseren Subtilkörper. So ist er schließlich vorwiegend von positiven (förderlichen) oder negativen (belastenden) Kräften geprägt.
5)
Das in den Karmashayas gespeicherte Energiepotential (emotionale Momentum) bildet die Grundlage eigener künftiger Erfahrungen. Es wird in der gegenwärtigen oder einer künftigen Lebensspanne aktiv. Es setzt dann gewisse Entwicklungen in Gang, durch die man selbst die Konsequenzen seines Handelns in Form entsprechender Erfahrungen, Situationen, Bedingungen erfährt.
Was immer man ist und was man erfährt - es ist die eigene Schöpfung.
Vereinfacht ausgedrückt:
alles Handeln hat Folgen - jeder trägt Verantwortung für sein Handeln - und dieses Handeln prägt deine eigene Erfahrung. Dieser Kausalität kann niemand ausweichen.
6)
Der karmische Prozess stellt keine Bestrafung dar. Er dient allein dem eigenen Lernprozess im Leben - als Gelegenheit, seinen karmischen Kurs zu korrigieren. Die Erfahrung karmischer Rückwirkungen bilden daher potentielle Entwicklungsgelegenheiten.
7)
Wir gestalten unsere Zukunft heute. Wir haben jederzeit die Möglichkeit, unsere Prägungen, d.h. unsere Gewohnheiten zu verändern:
in jedem Moment, jeder Situation und unter allen Bedingungen können wir wählen und entscheiden, entsprechend der Vorgaben bestehender Tendenzen zu handeln - oder etwas Neues zu verwirklichen. Wir können jetzt damit beginnen, unserer Persönlichkeit etwas Neues hinzuzufügen - etwas Positives, Konstruktives, Förderliches.
Die yogischen Methoden der Reinigung des Geistes ermöglichen die Klärung des Geistes von belastenden Karmas und in ihrer Konsequenz schmerzerzeugenden Gewohnheiten.
Entscheiden wir uns für ein konstruktives, positives, selbstloses Handeln, verändern wir dadurch die Gesamtsumme unserer Karmas - und somit unser Schicksal.
8)
Solange wir an vergnüglichen Dingen anhaften und schmerzliche Erfahrungen abwehren, sie nicht als Gelegenheit für Einsicht, als Wegweiser zu Freiheit und Vollständigkeit nutzen, bleiben wir im Kreislauf unserer karmischer Verwicklungen gefangen - im fortlaufenden Kreislauf von Geburt, karmischen Lebenserfahrungen, Tod, Zwischenzuständen und neuer Geburt (samsara).
Wir alle haben die Möglichkeit, die Auswirkungen künftiger karmischer Entwicklungen zu mindern - und unsere Persönlichkeit sowie unser gesamtes Leben neu zu gestalten -
sofern man bereit dazu ist und nicht die Mühen scheut, zu lernen, wie das möglich ist.
Du bist verantwortlich für deine Handlungen - egal was du getan hast.
Du hast die Kraft, gewisse Dinge zu tun -
und wenn du die Früchte dieser Handlungen erntest,
dann werden sie dich zu noch mehr Handlungen motivieren.Auf diese Weise bist du ein großer Sammler von Verpflichtungen
und Verantwortlichkeiten geworden.Aus diesem Grunde kann niemand dir helfen:
du musst dir selbst helfen.
Swami RamaDu säst einen Orangensamen in deinem Garten. Du benötigst keinen Astrologen, der dir vorhersagt, dass dort keine Mangos wachsen werden. Du bepflanzt deinen Garten, und du entscheidest, ob du Orangen, Mangos, Blumen oder Dornbüsche dort haben willst.
Swami Veda (Planting Your Karma Garden)Aus den Yoga-sutras:
II.12:
Die Ansammlung von Karmas (Handlungen) hat ihre Wurzeln in den Kleshas (Grundspannungen).
Sie werden in diesem oder einem zukünftigen Leben aktiv (erfahren).II.13:
Solange diese Wurzeln (der Kleshas) bestehen, wird das Karma reifen in Form von Geburt, Lebensspanne und Erfahrungen (von Vergnügen und Schmerzen in dieser Lebensspanne).II.14:
Dieses dreifache Reifen (des Karma) bereitet Vergnügen oder Schmerz, je nachdem, ob ihnen positiv motivierte Handlungen (Tugenden, Verdienste) oder böswillig motivierte Handlungen (Untugenden, Vergehen) zugrunde liegen.